Stand: 06.09.2022 09:03 Uhr
Nach der Einstellung der Gaslieferungen über Nord Stream 1 spricht Gazprom von einem Fehler im Turbinendesign. Bundeswirtschaftsminister Habeck geht nicht von einem Neustart aus.
Der russische Gaskonzern Gazprom begründet die Aussetzung der Lieferungen von Nord Stream 1 mit einem angeblichen Konstruktionsfehler bei der verwendeten Turbine von Siemens Energy. Gazprom in Moskau teilte mit, dass der technische Supervisor in Rostchenadzor wegen der erhöhten Brand- und Explosionsgefahr den Weiterbetrieb der Turbine verhindert habe. Das unter den festgestellten Mängeln leidende Unternehmen verstößt gegen die „Regeln der russischen Gesetzgebung“.
Gazprom: Ölaustritt in Turbinen führt zu Explosionsgefahr
Gazprom konnte die Gaslieferungen nach Europa nach der planmäßigen Wartung der Turbinen nicht wieder aufnehmen. Das Unternehmen begründete dies damit, dass Öl aus dem Siemens-Aggregat ausgetreten sei. Gazprom schreibt, dass die Trent 60-Turbine in der Pumpstation im russischen Portovaya an einem sehr heißen Ort Öl austritt. Das Öl kann sich entzünden und somit die Unversehrtheit der gesamten Pumpstation gefährden.
Bei der Wartung der Turbine im Juli trat das Problem nicht auf. Es wurde jedoch bereits bei anderen Turbinen dieses Typs beobachtet. Dies weist darauf hin, dass der Fehler im Design lag und nur durch einen Wechsel bei Siemens Energy behoben werden konnte.
Auch Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sprach von einer „möglicherweise gefährlichen Situation für das Unternehmen“ infolge der Ölkatastrophe. Aus diesem Grund kann die Turbine – und damit die Pipeline – nicht ohne vorherige Reparaturarbeiten wieder in Betrieb genommen werden. Dennoch bleibt Gazprom ein zuverlässiger Gaslieferant.
Begründung für Siemens Power nicht nachvollziehbar
Ein Unternehmenssprecher sagte, Siemens Energy könne diese neue Darstellung nicht verstehen. Aktuell gilt die Einschätzung, dass die berichteten Ergebnisse keinen Grund zur Einstellung des Geschäftsbetriebs darstellen. „Solche Lecks beeinträchtigen den Betrieb der Turbinen in der Regel nicht und können vor Ort stillgelegt werden.“
Auch in der Vergangenheit gab es keinen Stillstand wegen dieser Ölpest. Siemens Energy weist darauf hin, dass in der Verdichterstation Portovaia genügend zusätzliche Turbinen zur Verfügung stehen, um Nord Stream 1 mit Strom zu versorgen, fügte der Sprecher hinzu.
Habek geht nicht davon aus, dass es neu starten wird
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck bereitet sich derweil darauf vor, dass Russland kein Gas nach Europa über die Pipeline Nord Stream 1 liefert.Der Grünen-Politiker im ZDF sagte: „Es geht noch eine kleine Menge Gas durch die Pipeline der Ukraine, aber die Wiedereröffnung von Nord Stream 1 gehört nicht zu den Szenarien, die ich annehme.“
Die Bundesregierung hält technische Probleme in der Pipeline für fortgeschritten. Moskau wird vorgeworfen, Gaslieferungen aus politischen Gründen verweigert zu haben. Russland macht die Auslieferung an den Westen und die dagegen verhängten Sanktionen für den Stopp verantwortlich.
Laut der Nachrichtenagentur Interfax erklärte Kreml-Sprecher Peskow dies auf dem Wirtschaftsforum in Wladiwostok noch einmal: „Wir wissen nicht, wie die Reformarbeit durchgeführt wird, weil Sanktionen dies verhindern.“ „Leider liegt die Verantwortung für die Situation ausschließlich bei den europäischen Ländern und den Ländern, die Sanktionen gegen unser Land verhängt haben“, sagt der Kreml.