Zoffs erste Ampel: SPD und Grüne streiten über Nord Stream 2 – Politik

Mit der umstrittenen deutsch-russischen Ostseepipeline Nord Stream 2, die als rein wirtschaftliches Projekt eingestuft wird, hat sich Bundeskanzler Olaf Schultz (SPD) seinen Grünen-Allianz-Partner dagegen gewendet. „Nord Stream 2 als reines Energieprojekt zu betonen, ist falsch und macht unsere engsten Partner wütend“, sagte Omid Nouripur, ein ausländischer Politiker und Kandidat für den Vorsitz der Grünen. Süddeutsche Zeitung. „Wir sollten diesem Abscheider für fossile Brennstoffe Europa keine Freikarte geben angesichts der drohenden Invasion der russischen Streitkräfte in die Ukraine“, forderte Nouribor. Dies ist der erste außenpolitische Kampf in der neuen Bundesregierung.

Der Streit begann vergangene Woche mit ganz unterschiedlichen Aussagen von Bundeskanzler Schulz und Außenministerin Annalina Barbuk (Grüne). Auf dem EU-Gipfel in Brüssel nannte Schulze Nord Stream 2 ein „Privatwirtschaftsprojekt“, das nur in einer „Teilfrage“ auf die Einhaltung des europäischen Energierechts geprüft werden müsse. „Behörde in Deutschland“ trifft diese Entscheidung sehr unpolitisch. Gemeint ist damit die Bundesnetzagentur, die derzeit das laufende Zertifizierungsverfahren ausgesetzt hat. Auf der anderen Seite betonte Barbock, dass „diese Pipeline nach derzeitigem Stand nicht genehmigt werden kann“, weil sie den Anforderungen des europäischen Energierechts nicht entspreche und Sicherheitsfragen „auf dem Tisch bleiben“. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) betonte, dass es im Falle eines russischen Angriffs auf die Ukraine „kein Denkverbot geben kann“.

Der stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner bestätigte die Position der Kanzlerin am Montag. Nord Stream 2 sei ein „weitgehend abgeschlossenes privatwirtschaftliches Projekt“. Jetzt muss nur noch die Bundesnetzagentur die Einhaltung der europäischen Vorgaben prüfen. „Dies ist ein Verwaltungsverfahren, das jetzt gesetzeskonform abgeschlossen wird und keine politische Dimension hat“, sagte er. „Es ist auch ein Projekt mit geopolitischen Implikationen“, bestätigte eine Sprecherin von Wirtschaftsminister Habek. In diese Position wechselte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die Nord Stream 2 zuvor lange Zeit als rein privatwirtschaftliches Projekt eingestuft hatte.

Zum Entsetzen der Grünen scheint Schulz nun hinter Merkels Position zurückzufallen. Sie halten die Befürchtungen der Ukraine für berechtigt, da sie befürchtet, dass die bestehende Pipeline durch ihr Territorium überflüssig wird. Dadurch verliert der Staat nicht nur Transitgebühren, sondern schwächt ihn auch gegenüber Russland. Auch die USA warnen davor. Allerdings gibt der Koalitionsvertrag den Grünen keine direkte Kontrolle. Dort sagt er schlicht: „Europäisches Energierecht gilt auch für politische Energieprojekte in Deutschland.“ Dies sollte nach Ansicht von Schulz allein die Bundesnetzagentur entscheiden.

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