Urananreicherung im Iran: ein Unfall im Kernkraftwerk Natan

    Status: 04.11.2021 14:07 Uhr

    Nach Angaben der staatlichen Nuklearorganisation ereignete sich in der iranischen Nuklearanlage in Natan ein Unfall. Gestern hat der Iran neue Zentrifugen zur Anreicherung von Uran auf den Markt gebracht. Es ist unklar, ob ein Zusammenhang besteht.

    Nach Angaben der staatlichen Nuklearorganisation AEOI gab es am Sonntagabend einen „Unfall“ in der iranischen Nuklearanlage in Natan. Dementsprechend gab es in Teilen des Systems Probleme mit dem Stromnetz. Am Morgen sagte der Sprecher der Behörde, Bahros Kamalundi, dass es keine Verletzungen oder Strahlungslecks gab. Laut einem von der Nachrichtenagentur IRNA veröffentlichten Bericht wird die Unfallursache untersucht.

    „Wir hatten einen Unfall in einem Teil des Stromverteilungsnetzes der Anreicherungsanlage. Infolgedessen wurde der Strom abgeschaltet“, sagte Kamalondi in einem Telefoninterview mit dem iranischen Staatsfernsehen.

    Der iranische Abgeordnete Mark Shariati beschrieb den Vorfall als „verdächtig“ und schrieb auf Twitter über die Möglichkeit von „Sabotage oder Infiltration“. Der israelische Journalist Amishai Stein schrieb, dass der Stromnetzausfall in der Atomanlage auf eine „israelische elektronische Operation“ zurückzuführen sein sollte.

    Neue Zentrifugen zur Anreicherung von Uran

    Vor Stunden gab der Iran bekannt, dass er neue Zentrifugen zur Anreicherung von Uran in Natan in Betrieb genommen hat. In einer Online-Zeremonie, die im staatlichen Fernsehen ausgestrahlt wurde, weihte Präsident Hassan Rouhani offiziell fast 200 neue IR-5- und IR-6-Zentrifugen im Kernkraftwerk Natanz ein.

    Dort wird Uran angereichert – derzeit bis zu 20 Prozent. Uran wird in verschiedenen Anreicherungsstufen als Brennstoff für Kernreaktoren verwendet – es kann aber auch in Atomwaffen verwendet werden. Es ist unklar, ob ein Zusammenhang zwischen den neuen Zentrifugen und dem Unfall bestand.

    In einem der Arbeitsräume der Fabrik gab es bereits im vergangenen Juli eine laute Explosion. Der genaue Hintergrund ist immer noch unscharf. Auch zu dieser Zeit war von einem Sabotageakt Israels die Rede, der jedoch nicht offiziell bestätigt wurde.

    Das Atomabkommen muss wiederbelebt werden

    Der Unfall und der Betrieb der neuen Zentrifugen standen vor dem Hintergrund der laufenden Gespräche über die Wiederbelebung des Atomabkommens, das den Iran am Erwerb von Atomwaffen hindern soll. Unter dem damaligen Präsidenten Donald Trump zogen sich die Vereinigten Staaten 2018 einseitig aus dem Abkommen zurück und verhängten neue Sanktionen gegen den Iran. Seitdem hat sich Teheran allmählich von seinen Verpflichtungen zurückgezogen.

    Das 2015 in Wien geschlossene Abkommen ermöglicht es dem Iran, Uran ausschließlich mit IR-1-Zentrifugen der älteren Generation anzureichern. Darüber hinaus darf der Iran eine begrenzte Anzahl von IR-4- und IR-5-Zentrifugen testen. Die in Betrieb befindlichen Zentrifugen ermöglichen es dem Iran nun, Uran in großen Mengen und in höherem Maße als von der Internationalen Atomenergiebehörde genehmigt anzureichern. Der Iran behauptet, dass seine nuklearen Aktivitäten keinen militärischen Hintergrund haben.


    Mit Informationen von Karin Senz, ARD-Studio Istanbul

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