Josef Brammel: Die Amerikaner leben seit Jahrzehnten weit über ihre Verhältnisse. Inzwischen haben sie einen riesigen Schuldenberg von rund 31 Billionen US-Dollar angehäuft, und in Krisenzeiten wackelt das Kartenhaus gewaltig.
Der Haushaltsspielraum der US-Regierung schrumpft – und mit Beginn des Präsidentschaftswahlkampfs wächst der Druck auf die Biden-Regierung.
Heute: Was meinen Sie, worauf sollte sich die Ukraine vorbereiten?
Schlagzeug: Die US-Regierung wird sich zunächst an die westeuropäischen Verbündeten wenden und sagen: Sie haben die Waffenlieferungen gestoppt, der Wiederaufbau der Ukraine ist jetzt Ihre Aufgabe!
Vor allem der Druck, der von Trump-Anhängern im US-Repräsentantenhaus ausgeübt wird, ist enorm. Die Republikaner haben dort eine Mehrheit, und die Trumpisten unter ihnen, die generell gegen eine weitere Unterstützung der Ukraine sind, gewinnen an Zugkraft. Der Sprecher der Republikaner im Repräsentantenhaus, Kevin McCarthy, sagte vor Monaten, dass es in Zukunft keine Blankoschecks mehr für Kiew geben werde.
Heute: Was sind die Folgen für die Europäische Union und insbesondere für Deutschland als wirtschaftliches Schwergewicht der EU?
Schlagzeug: Europa stehen enorme Kosten bevor.
Das Dorf Staryzh Saltyv nördlich von Charkiw wurde während des Krieges schwer beschädigt. Dort begann mit Hilfe der Europäischen Union der Wiederaufbau.
27.03.2023 | 02:01 min
Heute: In welcher Rolle sehen Sie Deutschland?
Schlagzeug: Ein von Deutschland stärker gedrängtes Europa wird aufgrund der unkontrollierbaren innenpolitischen Angelegenheiten der USA und der Hinwendung Amerikas zu Asien mehr Verantwortung für seine eigene Sicherheit und seine diplomatischen Friedensbemühungen übernehmen müssen.
Heute: Wer außer den Europäern kann – und will auch – große Summen für den Wiederaufbau der Ukraine geben?
Das bringt uns Europäer in ein neues Dilemma.
Heute: Was bedeutet das konkret?
Das Interview führte Marcel Burckhardt.