Auch wenn der Wind etwas nachlässt, sind die Waldbrände in Griechenland immer noch außer Kontrolle. In der Nähe von Alexandroupolis brannte eine Fläche von der Größe Hamburgs. Dort brennen die größten Brände in der Geschichte der Europäischen Union.
Seit Wochen kämpfen griechische Feuerwehrleute im ganzen Land gegen Waldbrände. Besonders stark betroffen ist das Gebiet nordöstlich der Küstenstadt Alexandroupolis, nahe der Grenze zur Türkei. Nach Angaben der Europäischen Kommission sind die Brände dort die größten in der Geschichte der Europäischen Union. Der Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenmanagement, Janez Lenarcic, sagte, mehr als 73.000 Hektar seien bereits niedergebrannt. Das entspricht einer Fläche von 730 Quadratkilometern, einer Fläche etwa so groß wie Hamburg.
Der Wind hat etwas nachgelassen, was das Löschen des Feuers etwas erleichtert. Allerdings sind große Brandfronten zu groß, als dass sie einfach gelöscht werden könnten. Im Dadia-Nationalpark, rund um Alexandroupoli und im Westen sowie im Nordwesten Athens und anderen Teilen des Landes brannten weiterhin Brände.
Die Behörden wollen gegen die Brandstifter vorgehen
Mittlerweile wird immer deutlicher, dass viele der Brände auf Brandstiftung zurückzuführen sind. Bei der Krisensitzung des Zivilschutzes zeigte sich der griechische Minister für Bürgerschutz Vassilis Kikilias fassungslos: „Was hier passiert, ist nicht nur empörend, sondern auch obszön und kriminell“ und wandte sich direkt an die Brandstifter: „Sie begehen ein Verbrechen gegen das Land. Das werden wir tun.“ Entkomme dir nicht, wir werden dich finden, du wirst vor Gericht zur Rechenschaft gezogen.“
Konkret bezog sich Kikilias auf die Brände am Fuße des Berges Parnitha nordwestlich von Athen. Insgesamt wurden dort am Donnerstag von 8.00 bis 12.00 Uhr an verschiedenen Orten neun Brandanschläge verübt. Der Minister listete sogar die neuen Brandherde mit dem genauen Zeitpunkt auf. Er fügte hinzu, dass die Täter Wälder, Eigentum und vor allem Menschenleben gefährdet hätten. Feuerwehrsprecher Giannis Artobios sagte, bei den Löscharbeiten in den vergangenen Tagen seien 60 Feuerwehrleute verletzt worden.
Festnahme mutmaßlicher Brandstifter
Polizei und EYP-Geheimdienst haben Ermittlungen eingeleitet. Allerdings ist die Festnahme der mutmaßlichen Täter schwierig und selten erfolgreich: Meist werden die Brände in abgelegenen, unwegsamen Gegenden gelegt. Wenn die Brände wieder an Fahrt gewinnen, werden die Übeltäter längst verschwunden sein. Doch am Donnerstag wurden vier mutmaßliche Brandstifter festgenommen – teils aufgrund von Zeugenaussagen, teils weil sie bei Durchsuchungen brandstiftungstaugliches Material, darunter Spraydosen, bei sich hatten.
Die Motive sind griechischen Medien zufolge unbekannt. Der stellvertretende Bürgermeister von Acharnes, Nikos Zagoraris, forderte härtere Strafen für die Täter der Brandstiftung des Senders ERT. „So konnte es nicht weitergehen, das ganze Land brannte.“
Tausende kämpfen derzeit gegen Brände in den zahlreichen Brandherden des Landes. Neben den griechischen Streitkräften sind auch Feuerwehrleute und Löschflugzeugpiloten aus Deutschland, Albanien, Frankreich, Bulgarien, Tschechien, Schweden und Zypern im Einsatz. Und Meteorologen prognostizieren bis Freitag weiterhin heißes und trockenes Wetter, sodass die Brandgefahr mindestens bis zum Ende der Woche bestehen bleibt.
Kritik an Krisenmanagement
Unterdessen herrschte im Distrikt Menidi am Fuße des Mount Parnitha, wo viele Bewohner ihre Häuser durch das Feuer verloren, Ärger über das Versäumnis der Regierung, das Eigentum der Menschen angemessen zu schützen. „Jedes Jahr kommt es zu Bränden und die Behörden müssen endlich handeln“, sagte Nikos Lazarou, ein 32-jähriger Mechaniker, gegenüber AFP.
Im Jahr 2021 brach im Parnitha-Gebirge ein großer Waldbrand aus, der einen Teil des Nationalparks zerstörte. Die Opposition warf der griechischen Regierung zudem Missmanagement vor. „Wir erleben derzeit Tage des völligen Zusammenbruchs“, sagte Stergios Kalpakis, Sprecher der Oppositionspartei Syriza, dem lokalen Radiosender Sto Kokino.