Flüchtlinge in Brandenburg auf dem Vormarsch
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Wie Rechte das aktuelle Flüchtlingsthema nutzen
Die Spannungen an den Grenzen nehmen zu – durch die steigende Zahl illegal einreisender Flüchtlinge über Weißrussland und Polen nach Deutschland. 2015 sollte sich nicht wiederholen: Rechte rufen dieses Szenario auf, Herrscher beschwichtigen. Geschrieben von Olaf Sondermeyer
Für die Neonazi-Partei „III. Weg“ und ihre nur 45 Mitglieder in Brandenburg hat es sich bereits gelohnt: Mit der Internet-Werbung „Grenzübergänge“ in der Region Guben zur „Aufspürung illegaler Ausländer“ erreichte sie ein breites Publikum für eine kurze Zeit.
Ihre aktuelle Kampagne ist für Medien und interne Behörden gleichermaßen interessant, obwohl bisher keine organisierten rechtsextremen Aktivisten an der Grenze zu Polen gesichtet wurden. Einige Bilder berühmter Neonazis vor Grenzsteinen im Internet, die Begriffe „Vigilante“ und „Abwehr“ kursierten bereits in der wütenden Öffentlichkeit von Bildern der EU-Außengrenzen in Polen und Kroatien.
Nun steht Ihr Angebot jedoch vor einer realen Situation mit möglicher Krise, die zunächst an 2015 erinnert – obwohl alle Behörden und Behörden diese On-Demand-Analogie entschieden ablehnen. Und sie sagen, dass man ab heute, anders als noch vor sechs Jahren, bereit für das Kommen ist.
Der Bürgermeister von Gubin fordert Grenzkontrollen
Nacht für Nacht überfliegt ein Hubschrauber der Bundespolizei das Gebiet zwischen Guben und Forst im Spree-Neiße-Gebiet. Neben Frankfurt (Oder) hat die für illegale Einreise zuständige Bundespolizei Berlin-Brandenburg kürzlich einen Schwerpunkt für Grenzübertritte von Menschen identifiziert, die aus Weißrussland über die Ness nach Deutschland gekommen sind. Der Grenzfluss hat hier einige seichte Stellen, wichtige Markierungen auf Schmugglerrouten.
Einzelne Bundespolizisten fühlen sich an die 90er Jahre erinnert. Die Anwohner wollen dort vorbeikommen sehen. Der CDU-Bürgermeister der 16.000-Einwohner-Grenzstadt Gubin, Fred Mahro, ist seit Tagen verärgert und fordert Grenzkontrollen – obwohl die beiden es ihm gegeben haben. Ganz anders der Innenminister des Landes Michael Stubgen (CDU) und der Bundesregierung Horst Seehofer (CSU). Es soll keine Grenzkontrollen geben. Doch seit der letzten Kommunalwahl 2019 ist die AfD mit doppelt so vielen Bundesländern wie die CDU-Delegierten die stärkste Fraktion im Stadtrat von Gubin. Die Lausitz ist die wichtigste AfD-Hochburg in Brandenburg, eine treibende Kraft hier, die viele Politiker motivieren lässt.
Direktmandat der AfD wurde kaum verhindert
Bürgermeister Maheru wurde erst nach einer Stichwahl gegen den AfD-Mann Daniel Munchke ins Amt gewählt. Im Jahr darauf wechselte er als Abgeordneter in den Landtag und bewarb sich zuletzt als Direktkandidat für das Bundestagsmandat für den Wahlkreis Cottbus-Spry-Nizza. Mit einer Kampagne im September hat sie sich bereits der wachsenden Zahl von Flüchtlingen, illegaler Einwanderung sowie einheimischen Arbeitern aus Afghanistan gewidmet. Münschke fiel um 1,9 Prozentpunkte zurück Hinter der SPD-Kandidatin Maja Wallstein. Das liegt aber vor allem daran, dass die Linke kurz vor der Wahl zu einem Zweitwahlkampf überging und auch die Grünen auf der Straße die Erststimme für den SPD-Kandidaten verkündeten. Also wurde der AfD-Typ aus Guben nur zusammen gesperrt.
Inzwischen hört man von der AfD, dass sie sich bei der Bundestagswahl möglicherweise nicht mit dem Thema Zuwanderung beschäftigt hat. Doch seitdem ist die Zahl der Flüchtlinge weiter gestiegen. Sicherheitskreise weisen darauf hin, dass eine Trendwende nicht in Sicht ist. Im politischen Potsdam würde man von der AfD und rechtsextremen Initiativen wie Pegida Dresden und Spreewalds „Zukonft-Heimat“ eine größere Kampagne erwarten – zumal das Thema in Sachsen als Grenzregion zu Polen von der AfD verfolgt wird. auch in Brandenburg. Die Mechanismen haben seit der letzten Flüchtlingskrise perfekt funktioniert.
Setzen Sie es in den sozialen Medien ins Rampenlicht
All dies ist isoliert von dem Versuch der „dritten Methode“ zu sehen, eine illegale Bürgerwehr zu organisieren, um die sich im Zweifel die Polizei kümmert. „Wir haben die ‚III. Route‘-Erklärung im Blick und werden für mögliche Maßnahmen bereit sein“, teilte die zuständige Polizeidirektion Südbrandenburg auf Anfrage mit. Der „Dritte Weg“ hat keine politische Bedeutung und keine Mobilisierungsmöglichkeit. An Wochenenden gelingt es einigen Neonazis jedoch, die innere Öffentlichkeit in den sozialen Medien ins Rampenlicht zu rücken. Entsprechende Gegenproteste der Linken sind in Neiße wohl nicht zu erwarten, denn die linke Szene hat sich längst verabredet, sich bei einer Großdemonstration in Leipzig zu treffen.
Inzwischen werden in der AfD mögliche Sammelszenarien zu diesem Thema diskutiert, die an verschiedenen Stellen ins Auge gefasst werden können. Guben wird auch als Treffpunkt diskutiert. Der Vorsitzende der AfD-Fraktion im Brandenburgischen Landtag, Hans-Christoph Berndt, sagte in einem Interview mit der RWP, man müsse das Thema an die Öffentlichkeit bringen, um das Problem der illegalen Einwanderung zu lösen. Er selbst ist Sprecher der „Zukunft Heimat“ und kam durch die von seinem Verband organisierten Anti-Flüchtlings-Proteste in der Lausitz auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise in die AfD und dann in den Landtag.
Kalbitz: „Endlich gelernt aus 2015“
Seine Fraktion forderte am Dienstag eine Sondersitzung des Landtages für kommende Woche, in der „der Landtag über die massive Zunahme der illegalen Einwanderung im brandenburgischen Grenzabschnitt Brandenburg und die Weigerung des Innenministers, die Grenzkontrollen fortzusetzen“, debattiert Michael Stübgen“. Außerdem forderte die Fraktion die AfD auf, den polnischen Botschafter Andrzej Brzezinski zur Sondersitzung des Landtags einzuladen und ihm Rederecht zu erteilen.
Ausstrahlung: rbb24, 21. Oktober 2021, 22:05 Uhr