Stand: 20.02.2022 11:48 Uhr
Nach zehnjähriger Bauzeit und hitzigen Diskussionen mit den Nachbarländern hat die Stromproduktion an einem riesigen Staudamm am Nil in Äthiopien begonnen. Sie soll in etwa drei Jahren vollständig abgeschlossen sein.
In Äthiopien hat die Stromproduktion am riesigen, umstrittenen Staudamm am Nil begonnen. Premierminister Abiy Ahmed weihte den 145 Meter hohen Grand Ethiopian Renaissance Dam (GERD) in Anwesenheit hochrangiger Regierungsbeamter offiziell ein und leitete mit einer Reihe von Druckknöpfen die historische Stromerzeugung ein.
Von nun an, sagte Abi Ahmed, könne Äthiopien nichts mehr aufhalten. Der Staudamm, der im Nordwesten Äthiopiens gebaut wird, soll nach seiner endgültigen Fertigstellung in zwei bis drei Jahren der größte Staudamm Afrikas sein.
Hohe Kosten, hohe Kreditwürdigkeit
Nach äthiopischen Angaben soll der Damm künftig bis zu 6.500 Megawatt Wasserkraft erzeugen. Mit dem Staudamm will Addis Abeba den für die wirtschaftliche Entwicklung notwendigen Strom erzeugen und 60 Prozent der Bevölkerung mit Strom versorgen.
„Dieser große Staudamm wurde von Äthiopiern gebaut, aber nicht nur für Äthiopier“, sagte ein Regierungsbeamter während der Eröffnungszeremonie. „Alle afrikanischen Brüder und Schwestern werden vom Wasserkraftwerk profitieren.“
Äthiopien musste für den Bau des Wasserkraftwerks enorme Summen aufbringen – nach Expertenschätzungen insgesamt 4,2 Milliarden Dollar. Jeder Mitarbeiter wurde gebeten, für das Projekt auf einen Monatslohn zu verzichten. Zudem wurde die Wirtschaft des Landes durch die Aufnahme vieler Kredite durch den Staat belastet. Lange Zeit stand das Projekt aufgrund von Bauverzögerungen kurz vor dem Abbruch.
Nachbarn haben Angst um ihre Wasserversorgung
Mit dem Wasserkraftwerksprojekt ist Äthiopien auch außenpolitisch ein hohes Risiko eingegangen. Jahrelang sorgte der Damm für Streit zwischen Ägypten und dem Sudan, die an den Nil grenzen. Während Äthiopien sagt, der 1,8 Kilometer lange und 145 Meter hohe Damm werde zur Stromerzeugung benötigt, bangen der Sudan und Ägypten um die Wasserversorgung.
Ägypten, das mehr als 90 Prozent seines Wasserbedarfs aus dem Fluss bezieht, befürchtet, dass künftig zu wenig Wasser in den Nil fließen wird. Die Staaten bemühen sich, eine Einigung darüber zu erzielen, wie der Stausee gefüllt und der Damm betrieben werden soll. Der UN-Sicherheitsrat befasste sich im vergangenen Sommer mit dem Konflikt. Äthiopien lehnte den Vermittlungsvorschlag der Kommission jedoch ab.