Regierung in Kabul unter Druck: Taliban haben Provinzhauptstädte in Sicht

Die Regierung in Kabul steht unter Druck
Die Taliban haben die Provinzhauptstädte im Visier

Seit dem Rückzug der Nato aus Afghanistan haben die Taliban immer mehr Gebiete des Landes besetzt. Im Norden marschieren die Islamisten nun auf zwei regionale Metropolen zu. Währenddessen reist Präsident Ghani nach Washington, um die Lage zu besprechen.

Die islamistische Hardliner-Bewegung der Taliban setzt ihre Militäroffensive gegen die Regierung in Afghanistan fort. Innerhalb von 24 Stunden besetzten sie mindestens sechs weitere Regionen des Krisenlandes, bestätigten örtliche Beamte der Deutschen Nachrichtenagentur (dpa). Sie sollen nun in den Provinzen Tachar und Frib im Norden des Landes in die Provinzhauptstädte vordringen.

Seit Beginn des Rückzugs der USA und anderer NATO-Streitkräfte am 1. Mai haben die Islamisten insgesamt 41 neue Gebiete erobert. Afghanistan ist in 34 Provinzen und etwa 400 Provinzen unterteilt. Beobachtern zufolge versuchen die Taliban, ihre Kontrolle in zuvor stark präsenten Gebieten zu festigen. In vielen neu eroberten Gebieten standen früher nur Bezirkszentren unter staatlicher Kontrolle.

Afghanische Sicherheitskräfte kämpfen mit der niedrigen Moral ihrer Soldaten und Polizisten. Mehrere Gebiete blieben kampflos. Am Samstag tauschte der afghanische Präsident Ashraf Ghani die Innen- und Verteidigungsminister aus und bekleidete weitere Schlüsselpositionen im Sicherheitssektor.

Friedensgespräche sofort

Die internationalen Streitkräfte sind mit ihrem Abzug weit fortgeschritten, spätestens am 11. September soll der letzte Soldat das Land verlassen haben. In diesem Zusammenhang wird US-Präsident Joe Biden Ghani am kommenden Freitag im Weißen Haus empfangen. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, sagte, Biden werde zusammen mit Ghani den Vorsitzenden des Obersten Rates für nationale Versöhnung Afghanistans, Abdullah Abdullah, in Washington empfangen.

Psaki sagte, der Besuch von Ghani und Abdullah werde „die dauerhafte Partnerschaft zwischen den Vereinigten Staaten und Afghanistan bestätigen, während der militärische Rückzug fortgesetzt wird“. Biden hatte Mitte April angekündigt, die US-Streitkräfte bis spätestens 9/11 abzuziehen. Damit endet auch der Einsatz der NATO in Afghanistan. Experten befürchten den Vormarsch der Taliban.

Psaki hat nun bekräftigt, dass die Vereinigten Staaten sich verpflichtet haben, dem afghanischen Volk auch nach dem Abzug diplomatische, wirtschaftliche und humanitäre Unterstützung zu leisten. Auch die USA unterstützten Friedensverhandlungen zwischen der afghanischen Regierung und den Taliban. Die Gespräche dauern jedoch noch an.

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