Stand: 04.07.2021 12:43 Uhr
Das Nachtleben in Österreich ist seit über einem Jahr stabil. An diesem Wochenende haben die Clubs zum ersten Mal geöffnet. Clubbetreiber befürchten jedoch, dass sich der Staat zu früh öffnet.
Von Nadia Armprost
ARD-Studio Wien
Es ist kurz vor Mitternacht am Wiener Donaukanal. Gabriel Lackner und seine Freunde warten am Eingang von „Grellen Forelle“. Heute gehen sie zum ersten Mal wieder auf die Party. „Das ist mein erster Tag in Freiheit“, sagt Lackner, „ich fühle mich absolut sicher.“ Er ist bereits geimpft. Es ist wirklich an der Zeit, dass das Nachtleben zurückkommt.
Nachtclubs haben in Österreich seit dem 1. Juli wieder geöffnet. Die Ausgangssperre wurde abgesagt und es besteht keine Maskenpflicht. Jeder, der drinnen feiert, muss seine Kontaktdaten angeben. Clubs dürfen nicht zu mehr als 75 Prozent besetzt sein. Die Gäste müssen geimpft, getestet oder geheilt sein.
Ohne Test keine Chance
Kurz vor der Eröffnung verschärfte die Stadt Wien die Regeln noch weiter. „Wohnzimmer-Schnelltests“ werden nicht als Beweis akzeptiert – ein PCR-Gurgeltest oder ein formeller Antigen-Schnelltest sind erforderlich.
Am Eingang von „Grellen Forelle“ schickt der Portier eine Gruppe junger Männer weg. Nachweise für Impfungen oder Tests reichen hier nicht aus. Der Club erlaubt nur den Einlass für diejenigen, die ein Ticket im Voraus bis mindestens 1 Uhr morgens gekauft haben. So ist die Warteschlange kürzer und der Einlass schneller. Auffällige Forellen verlangen mehr als das Gesetz verlangt.
Gabriel Lackner und seine Freunde haben Karten. Sie können in wenigen Minuten dort sein.
Die Clubszene befürchtet die nächste Schließung
Die Wiener Clubszene ist vorsichtig, und vieles davon steht auf dem Spiel. „Wir wollen nicht zum Sündenbock werden und müssen im September wieder schließen“, erklärt Martina Brunner von der Wiener Clubkommission.
„WERK“ ist gleich um die Ecke. Auch hier werden Menschen wieder ausgewiesen. Auch hier reicht ein Antigentest oder ein digitaler Impfnachweis nicht aus. An der Tür gelehnt ist Inhaber Stefan Storzer rücksichtslos. „Niemand kommt ohne ein negatives PCR-Testergebnis. Es ist vorbei!“ Storzer ist merklich wütend.
„Wir hätten zwei Monate nicht öffnen sollen“
„Ich glaube, wir haben vor ein paar Monaten in Österreich eröffnet. In unserem Land wiederholen sich die Fehler des vergangenen Jahres. Jetzt bewegen wir uns auf sehr dünnem Eis.“ Stürzer forderte andere Clubbetreiber auf, zu warten, bis mehr Jugendliche geimpft seien und dann zwei Monate lang nicht zu öffnen.
Wir müssen jetzt unsere Köpfe zusammenstecken, die nächsten zwei Monate werden entscheidend sein.
Am einfachsten machen Sie den PCR-Test in Wien. Die Stadt präsentiert allen Bürgerinnen und Bürgern im Rahmen des „Alles gurglt!“ Die Möglichkeit, sich regelmäßig kostenlos mit PCR-Gurgeltests zu testen. PCR-Tests sind in Apothekenketten erhältlich und das Ergebnis kommt digital.
Wenn alles gut geht, will der Betreiber des Clubs in wenigen Wochen Antigentests zulassen, doch das ist ihm noch zu früh.
Jedes Wochenende spielen lokale Bands im Austria Center Vienna. Aber hier gibt es keine Party.
Foto: Nadia Winshab
Impfzentrum mit Livemusik
Aufgrund der geringen Anzahl von Impfungen von Jugendlichen veranstaltet die Stadt Wien nun am zweiten Wochenende Live-Konzerte mit lokalen Bands neben der Impfstelle im Austria Center Vienna.
Eine richtige Party findet hier nicht statt, die Leute wollen sich impfen lassen. Melike und Reyyan Cellikel wussten nichts von Livemusik, aber sie warteten vor der Bühne, bis sie an der Reihe waren. Er ist bei Johnson & Johnson geimpft. Das soll neben Live-Musik ein weiterer Anreiz für junge Leute sein, die im Sommer ins Ausland wollen, denn hier reicht ein Schuss. Auch mit Impfung kommen sie derzeit nicht in die strengen Nachtclubs Wiens.