Nationalfeiertag in Frankreich: Der Präsident steht unter Druck

Nationalfeiertag in Frankreich: Der Präsident steht unter Druck

Status: 14.07.2023 20:27 Uhr

Bereits am 14. Juli wollte Frankreichs Präsident Macron die Tage der Rentenproteste hinter sich lassen. Doch nach mehreren Nächten voller Unruhen geriet das Land erneut in die Krise. Der politische Druck nimmt zu.

Präsident Macron und seine Regierung könnten sich nichts Besseres wünschen. Blauer Himmel, reibungslose Militärparade, würdevolle Feier. Nach der Parade auf den Champs-Élysées beschwor Verteidigungsminister Sebastien Licorne die hart getroffene Einheit des Landes. „Heute haben wir angesichts dieser schockierenden Bilder aus Frankreich, die die ganze Nation und einen Teil der Welt schockiert haben, das wahre Bild Frankreichs zusammengestellt“, sagte Licorne.

Die Armee ist der Ort, an dem gesellschaftliche Spaltungen überwunden werden können. „Man muss sich nur die jungen Soldaten ansehen, die heute hier desertiert sind, um zu verstehen, woher diese jungen Männer kommen. Sozialer Fortschritt funktioniert im Militär. Hier geht es um Leistungsgesellschaft, um Wertschätzung für den Einsatz jedes Einzelnen. Die Streitkräfte sind also ein Teil davon.“ der Lösung, nicht des Problems.“

Macron gibt seine Rhetorik auf

Doch wie der soziale Konflikt mit Vorstadtjugendlichen gelöst werden kann, die einfach kein Zugehörigkeitsgefühl oder Respekt haben, ist eine offene Frage. Der Präsident hat beschlossen, heute keine Rede zu halten. Die Politikwissenschaftlerin Chloe Morin findet es in einem Radiointerview mit France Info verständlich: „Eine solche Ansprache des Präsidenten soll normalerweise eine Periode beenden. Aber wir alle wissen, dass es heute Abend zu neuen Unruhen kommen könnte. Wenn das der Fall ist, werden wir es nur sein.“ Ich spreche von Unruhen morgen. „Daher wird seine Rede gelöscht.“

Es ist also besser zu warten. Macron will sich in den kommenden Tagen dazu äußern. Was wird er sagen, in welche Richtung wird er gehen? Wird er weiter nach rechts tendieren, um den Rufen nach „Recht und Ordnung“ nachzukommen? Wird er mehr in die Vororte investieren, wie es die Linke fordert? Oder wird er am Ende beides tun – „en même temps“ – nach der Formel, die seit Beginn von Macrons erster Amtszeit sein Markenzeichen ist.

Macron-Tausch Premierminister fehl am Platz?

Schon länger wird gemunkelt, dass der Präsident sein Kabinettsteam und vor allem Premierministerin Elizabeth Borne austauschen will. Die Politikwissenschaftlerin Maureen hält das für unwahrscheinlich. „Meinungsumfragen zufolge wollen 65 Prozent der Franzosen, dass Premierminister Bourne geht. Ich interpretiere das so, dass 65 Prozent eine andere Politik Macrons wünschen. Bourne zu ersetzen wird nur dann Sinn machen, wenn er einen politischen Wechsel vollzieht.“

Und so scheint es nicht zu sein. Doch Macron muss sich etwas einfallen lassen. Denn die tektonischen Platten der französischen Politik driften weiter nach rechts. Konservative Republikaner drängen den Präsidenten mit neuen, härteren Forderungen gegen Kriminelle aus Einwandererfamilien und stellen damit die rechtsextreme Nationalversammlung fast in den Schatten.

Neue Unruhen müssen verhindert werden

In der Zwischenzeit könne sich seine Visionärin Marine Le Pen entspannt zurücklehnen, erklärt Matthew Gallard vom Meinungsforschungsinstitut IPSOS. „Marine Le Pen ist relativ geheimnisvoll geblieben. Sie hat anderen Rechten – wie den Republikanern – das Reden überlassen, weil sie weiß, dass sie in Sicherheits- und Einwanderungsfragen das meiste Mitspracherecht hat.“ Historisch gesehen hat die NCA davon profitiert, wenn alle über Einwanderung reden – Gallard sagt, die NCA selbst müsse nichts mehr sagen.

Polizeibeamte werden heute Nacht im Einsatz sein, um neue Ausschreitungen zu verhindern. Doch egal, wie die kommende Nacht ausgehen wird: Frankreich hat seine Federn verloren und muss Antworten auf die Frage finden, was Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit heute noch bedeuten. Wunderbare Parade hin oder her.

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