Folgen des Brexit: Zehntausende EU-Bürger warten auf Aufenthaltserlaubnis

Folgen des Austritts Großbritanniens aus der Europäischen Union
Zehntausende EU-Bürger warten auf das Aufenthaltsrecht

Großbritannien ist aus der Europäischen Union raus, der Brexit ist vollzogen. Doch für die vielen Menschen aus der Europäischen Union, die seit Jahren auf der Insel leben, ist die Zukunft ungewiss. Sie warten noch auf ihr Aufenthaltsrecht, das ihnen zusteht, aber derzeit sehr lange dauert.

Rund ein Jahr nach dem Brexit warten noch immer Zehntausende in Großbritannien lebende EU-Bürger auf ihr Aufenthaltsrecht. „Es ist nicht ohne Organisation und Leben, wenn man in einsamen Gewässern festsitzt“, sagt Luke Piper von der Bürgerrechtsorganisation The3Million. Laut einer Analyse der Organisation gibt es mehrere Hunderttausend Rückstände für das sogenannte Settlement-Programm, die noch nicht bearbeitet wurden.

Das Programm garantiert EU-Bürgern, die vor dem 31. Dezember 2020 im Land gelebt haben, das Recht auf Wohnung, Arbeit und Gesundheitsversorgung. Insgesamt haben sich mehr als 6,3 Millionen Menschen um den Status beworben. Wenn die Verarbeitung im aktuellen Tempo weitergeht, wird es bis 2023 dauern, bis der Rückstand abgebaut ist, befürchtet The3Million.

Auf Nachfrage sagte das britische Innenministerium, es gebe keine Frist für die Bearbeitung von Anträgen. Bei den anhängigen Anträgen handelt es sich um solche, die komplexer zu bearbeiten sind – zB aufgrund von Vorstrafen.

Klage gegen die britische Regierung eingereicht

Laut The3Million hat sich der Prozess in den letzten Monaten weiter verlangsamt. Die Organisation fordert, die Kapazitäten im Innenministerium zu erhöhen, damit Anträge schneller bearbeitet werden können und die Betroffenen während der Wartezeit auf Beratung und Hilfe angewiesen sind.

Die britische Regierung sieht sich derzeit auch mit einer Klage der britischen Aufsichtsbehörde über die Rechte von EU-Bürgern konfrontiert. Wie die Independent Monitoring Authority of Citizens‘ Rights Agreements (IMA) mitteilt, riskieren rund 2,4 Millionen EU-Bürger in Großbritannien, ihre im Brexit-Abkommen garantierten Rechte automatisch zu verlieren.

Hintergrund: Wer sich weniger als fünf Jahre im Land aufhält, kann nur eine befristete Aufenthaltserlaubnis beantragen, die spätestens nach weiteren fünf Jahren auf Antrag in eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis umgewandelt werden kann. Dafür muss man sich aber erneut bewerben. Wird diese Frist jedoch nicht eingehalten, verfallen Lebens-, Arbeits- und staatliche Unterstützungsleistungen nach den geltenden Vorschriften automatisch. Der Brexit-Vertrag garantiert EU-Bürgern, die sich vor dem endgültigen Austritt Großbritanniens aus der Staatengemeinschaft im Land aufgehalten haben, die gleichen Rechte wie zuvor.

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