Fast 79 Prozent: Die türkische Inflation steigt unaufhaltsam

Fast 79 Prozent: Die türkische Inflation steigt unaufhaltsam

Stand: 04.07.2022 13:07 Uhr

Die Inflation in der Türkei stieg im Juni auf den höchsten Stand seit 1998. Hauptgrund ist die starke Schwäche der türkischen Lira, die Importe verteuert hat.

Die Inflation in der Türkei steigt weiter: Im Juni stiegen die Lebenshaltungskosten laut dem Nationalen Statistikamt in Ankara auf 78,62 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Es ist die höchste Inflationsrate seit September 1998, als sie 80,4 Prozent betrug. Dann kämpfte die Türkei fast ein Jahrzehnt lang darum, die chronisch hohe Inflation zu beenden. Im Vormonat Mai lag die Inflationsrate bei rund 74 Prozent. Im Vergleich dazu stiegen die Verbraucherpreise um 4,95 Prozent.

Der Transport und insbesondere Lebensmittel stiegen im Juni auf Jahresbasis deutlich an. Die Transportkosten, zu denen beispielsweise Benzin gehört, sind im vergangenen Monat um 123,37 Prozent gestiegen. Die Preise für Lebensmittel und alkoholfreie Getränke stiegen um 93,93 Prozent.

Schwache Lira erhöht die Preise

Die Inflationsrate in der Türkei wird von mehreren Faktoren getrieben. Die Schwäche der Landeswährung Lira ließ die Preise lange Zeit deutlich steigen, da in die Türkei importierte Waren dadurch teurer wurden. Auch die Preise vieler Waren steigen, nicht zuletzt wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine. Russland und die Ukraine sind für die Türkei wichtig, um Energieträger und Getreide zu importieren.

Allerdings bekämpft die türkische Notenbank nach Ansicht vieler Ökonomen die hohe Inflation nicht entschlossen genug. Tatsächlich haben die Währungshüter ihre Geldpolitik seit letztem Sommer gelockert. Nach aktueller Wirtschaftstheorie kann eine Zinserhöhung der Inflation entgegenwirken.

Andererseits argumentiert der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, dass hohe Zinsen Inflation verursachen. Die Notenbank folgt Erdogans Linie und verzichtet bisher auf Zinserhöhungen, was wiederum die Landeswährung weiter geschwächt hat. Seit Januar hält sie die Zinsen bei 14 Prozent.

Sind die Zahlen korrekt?

Die Opposition wirft der Regierung vor, Inflationszahlen zu vertuschen und geht von einer deutlich höheren Rate aus. Selbst die in Istanbul ansässige Inflationsforschungsgruppe Enag schätzte die Inflation für Juni auf 175,55 Prozent auf Jahresbasis.

Auch die Kosten der Produzenten in der Türkei stiegen weiter: Nach Angaben des Statistischen Amtes stiegen die Preise, die die Produzenten für ihre Waren erhielten, im Juni um rund 138 Prozent im Jahresverlauf. Im Vergleich zum Vormonat entspricht dies einem Plus von rund 6,8 ​​Prozent. Produktpreise fließen meist zeitverzögert und sind teilweise in den Verbraucherpreisen enthalten.

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