Europas Flüchtlingspolitik: Keine Lösungen, nur Schuldzuweisungen

Europas Flüchtlingspolitik: Keine Lösungen, nur Schuldzuweisungen


Kommentar

Stand: 14. September 2023 um 14:49 Uhr

Migration ist eine der größten Herausforderungen für Europa, doch in der Flüchtlingspolitik kommt Brüssel seit Jahren nicht voran. Die Europäische Union fand keine Lösungen, sondern nur Schuldzuweisungen.

Europa droht auf Lampedusa ein Ausnahmezustand, wie bereits in den vergangenen Monaten bei Bootsunfällen vor der Westküste des Peloponnes oder vor der Küste Kalabriens. Die Liste ist frustrierend lang. Europa findet keine Antwort, sondern nur Schuldzuweisungen.

Kein Wunder: Viele Jahre lang kam die EU in der Flüchtlingspolitik kaum einen Schritt vorwärts – auch aufgrund von Blockaden, Konflikten und sehr unterschiedlichen Interessen in den 27 Mitgliedsstaaten – und wenn doch, machte sie zwei Schritte zurück.

Jüngstes Beispiel: Im vergangenen Sommer kündigten einige Länder der Europäischen Union, darunter auch Deutschland, an, freiwillig Flüchtlingsgruppen aufzunehmen, die per Boot nach Südeuropa, insbesondere nach Italien, kommen. Nun reagiert auch Deutschland und wirft Italien einen Verstoß gegen die Dublin-Regeln vor. Mit anderen Worten, gegen Asylverfahrensregeln, die seit Jahren die realen Herausforderungen ignorieren – für alle sichtbar.

Brüssel ist aktivitätsorientiert

Und Brüssel? Sie setzt seit mehreren Monaten auf Aktivität: Als Lösung werden Abkommen mit Drittstaaten gefeiert. Hunderte Millionen Euro für nordafrikanische Länder, damit sie Fluchtwillige an der Überfahrt hindern können – das ist der Plan der Europäischen Kommission, der vor allem von konservativen Fraktionen im Europaparlament unterstützt wird. Aber kann das funktionieren?

Die Europäische Union hat vor zwei Monaten ein Migrationsabkommen mit Tunesien geschlossen – dem Land, aus dem rund 60 Prozent der Überfahrten nach Italien stammen. Es ist nicht klar, ob es diesen Namen verdient. Dem autoritären Herrscher Tunesiens, Kais Saied, der manchmal Flüchtlinge aus Ländern südlich der Sahara fast ohne Wasser in die Wüste zurückschickt, gefielen die ersten 100 Millionen US-Dollar an EU-Mitteln und die Aussicht auf mehr nicht. Allein in der Woche nach der Unterzeichnung des Abkommens konnten rund 7.400 Menschen von Tunesien nach Italien überqueren – mehr als jemals zuvor in einer Woche. Und die Zahlen steigen weiter. Das soll also eine Blaupause für weitere Migrationsabkommen mit Ländern außerhalb der EU sein?

Ein Migrationsabkommen wäre ein wichtiges Signal

Es ist keine Überraschung, dass EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gestern in ihrer Rede zur Lage der Europäischen Union kaum einen einzigen Satz über den „schmutzigen Deal“ – wie manche sagen – sagte. Insgesamt schien die Einwanderung, eine der größten Herausforderungen unserer Zeit, keinen besonderen Stellenwert in ihrem einstündigen Vortrag zu verdienen. Obwohl die Zahl der Asylanträge in der Europäischen Union in diesem Jahr Rekordwerte erreicht hat – und obwohl Hunderte von Bürgermeistern und Bezirksleitern dringend auf Antworten auf diese Fragen warten: Wie kann man die illegale Einwanderung reduzieren, Asylverfahren besser verwalten und durchführen? Legal Es besteht jedoch ein dringender Bedarf an Einwanderung. Es gelang mir?

Für den Präsidenten der Europäischen Kommission bleibt nur noch die Möglichkeit, ein europäisches Migrationsabkommen zu erreichen, an dem jahrelang, mal ambitionierter, mal weniger ambitioniert, gearbeitet wird. Da es jedoch keine Alternativen gibt, setzen viele Hoffnungen nun auf die Einigung, die sie nur enttäuschen wird. Es bleibt jedoch zu hoffen, dass sich die EU27 und das Europäische Parlament bis zum Frühjahr, vor den Europawahlen, auf ein solches umfassendes Vorgehen einigen können. Sicherlich wird ein Migrationsabkommen nicht die Antwort auf alles sein – aber immerhin wird es endlich ein klares Signal in die Richtung „Europa hat eine gemeinsame Position und Europa handelt geeint“ sein. Es wird Zeit.

Redaktioneller Hinweis

Kommentare geben grundsätzlich die Meinung des jeweiligen Autors und nicht der Redaktion wieder.

HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT

Please enter your comment!
Please enter your name here