EU-Grenzschutzagentur: Frontex-Chef Legere bot Rücktritt an

EU-Grenzschutzagentur: Frontex-Chef Legere bot Rücktritt an

Stand: 29.04.2022 14:01 Uhr

Medienberichten zufolge steht der Chef der europäischen Grenzschutzagentur Frontex zum Rücktritt bereit. Leggeri wurde wegen der Möglichkeit eines illegalen Pushbacks durch Schutzsuchende im Mittelmeer kritisiert.

Der Chef der europäischen Grenzschutzagentur Frontex, Fabrice Leggerie, hat seinen Rücktritt eingereicht. Das bestätigte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums in Berlin. Der Vorstand der Agentur will sich nun mit dem Thema befassen.

Die Bundesregierung begrüßt das Austrittsangebot. Dies biete die Gelegenheit für einen Neuanfang bei Frontex, um die Vorwürfe vollständig aufzuklären und sicherzustellen, dass alle Agenturoperationen in voller Übereinstimmung mit europäischem Recht durchgeführt werden, sagte der Sprecher. Das ist die klare Erwartung der Bundesregierung. Deutschland hat einen Sitz im Vorstand von Frontex.

Zuvor hatte der Spiegel berichtet, Leggeri habe sich an den Vorstandsvorsitzenden gewandt, um dessen Rücktritt zu fordern. Darin bat er um die Annahme seines Rücktritts und dankte ihm für die „unschätzbare Erfahrung“, die er bei Frontex gemacht habe. Zunächst gab es keine offizielle Stellungnahme.

Berichte über illegale Push-Backs

Der Franzose Legere steht wegen Berichten über Menschenrechtsverletzungen durch Frontex an den EU-Außengrenzen unter Druck. Medien hatten über illegale Pushbacks von Schutzsuchenden in der Ägäis berichtet, an denen Frontex beteiligt sein soll. Demnach sollen Machthaber bewusst verschwiegen haben, dass griechische Grenzschützer Flüchtlinge ins offene Mittelmeer zurückbrachten.

Laut der Zeitung „Spiegel“ versucht Leggeri „seit Monaten, die Pushbacks zu vertuschen“. Bisher hat er keine Rechtsverstöße eingeräumt. Die Zurückweisung von Schutzsuchenden an Außengrenzen ist völkerrechtswidrig.

Sea Watch: Rücktritt verzögert

Die deutsche Hilfsorganisation Sea-Watch, die sich für die Rettung von Bootspassagieren im Mittelmeer einsetzt, bezeichnete Leggeris Rücktritt als „spät, aber nicht genug“. Der Grenzschutz verstoße „systematisch gegen Menschenrechte“ und sei das „Symbol der tödlichen Isolation Europas“. Es muss also abgesagt werden.

Die Europaabgeordnete Cornelia Ernst von der Linkspartei begrüßte den Rücktritt. In Brüssel hieß es, Leggeri habe sich „aktiv an der Komplizenschaft von Frontex bei der Verletzung und Verschleierung von Grundrechten beteiligt“. Ernst ist Mitglied einer Untersuchungskommission, die seit langem auf Aufklärung drängt.

Die EU-Kommission verteidigt Frontex

Sprecher der EU-Kommission in Brüssel wiesen Forderungen nach einer Auflösung von Frontex zurück. Die Agentur spiele eine zentrale Rolle, indem sie die Mitgliedstaaten beim Schutz der Außengrenzen unterstütze und „gleichzeitig die Grundrechte wahrt“. Dafür muss Frontex stabil sein und gut funktionieren.

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