Elektrisches Containerschiff Yara Birkeland: Ohne Diesel, ohne Kapitän

Elektrisches Containerschiff Yara Birkeland: Ohne Diesel, ohne Kapitän

Stand: 29.04.2022 14:54 Uhr

Es soll der Beginn einer Revolution in der Schifffahrt werden: In Norwegen nimmt das weltweit erste vollelektrische Containerschiff seinen Probebetrieb auf. Künftig muss sie sich auch beherrschen.

Geschrieben von Arne Bartram ARD Studio Stockholm

Von außen sieht es aus wie ein gewöhnliches großes Containerschiff. Tatsächlich ist Yara Birkeland ein Spediteur. Wenn alles klappt, soll es selbstständig und unbemannt Fracht bewegen können – und keine klimaschädlichen Gase mehr in die Luft blasen. Die Probeläufe beginnen heute und sollen zwei Jahre dauern.

Inzwischen ist das riesige Containerschiff auf dem Weg nach Südnorwegen. Überträgt Düngemittel an ein Unternehmen. Vom Hafen Brevik bis zum Firmensitz sind es 13 km. Anfangs wurde die Yara Birkeland noch manuell gesteuert. „Das Schiff ist innen und außen mit Kameras ausgestattet, darunter eine Nachtsichtkamera“, erklärt Kapitän Thomas Vifang.

„Während des Betriebs wird das Schiff in der Lage sein, verschiedene Objekte im Wasser zu unterscheiden. Objekte werden zuerst vom Radar erkannt, dann fotografiert das Schiff sie und schließlich entscheidet das Schiff selbst, wie es mit Hindernissen umgeht, um Kollisionen zu vermeiden. ”

Bald im Büro statt auf hoher See

Bedeutet dies auch, dass der Job des Kapitäns tatsächlich überflüssig wird? Vifang beantwortet diese Frage zögernd. „Das kann man so sagen. Man kann aber auch sagen, dass sich mein Berufsbild komplett verändern wird. Ich werde nicht mehr als Kapitän auf dem Schiff stehen, sondern auf dem Boden sitzen und dafür sorgen, dass die Technik alles im Griff hat.“

Die Arbeit auf See könnte bald zum Schreibtischjob werden. Auf einen Bildschirm starren statt auf die Wellen auf hoher See. Aber es wird einige Zeit dauern, bis Captain Vifang bereit ist. „Im Moment habe ich hier noch alles unter Kontrolle“, sagt er. Und dann übernimmt das Schiff selbst nach und nach immer mehr Aufgaben. Alle automatisierten Mechanismen werden nun erprobt.

Dies beinhaltet nicht nur Steuern. Die Be- und Entladung von 120 Containern im Hafen soll am Ende der Testphase vollautomatisiert erfolgen. Yara Birkeland ist voll elektrisch. Das Schiff hat 20 Batterien an Bord und keinen Dieselmotor wie übliche Containerschiffe.

Eine führende Rolle für Norwegen

Norwegen ist führend in der Elektromobilität auf dem Wasser. Hier verkehrt auch die größte elektrische Autofähre der Welt. Das gibt den Fahrgästen ein gutes Gefühl. „Auf einer Dieselfähre hört man die ganze Zeit Motorenlärm“, sagt ein Passagier, „auf einer traditionellen Fähre fühlt es sich viel schmutziger an.“ „Auf einer Elektrofähre ist es schön, an Bord zu kommen, und die Fahrt verläuft sehr reibungslos. Außerdem muss man sich nicht schlecht fühlen, wenn man einen ökologischen Fußabdruck hinterlässt.“

„Ich finde es sehr gut für die Umwelt, dass die Fähren jetzt elektrisch fahren“, sagt ein Passagier. Sie benutzt diese auch viel, sie fährt viele Fahrten pro Tag. „Deshalb ist es so toll, dass es einen Elektromotor hat.“

Umweltaspekte spielen natürlich auch bei Yara Birkeland eine große Rolle. Kapitän Vivang sagt, das elektrische Containerschiff soll etwa 40.000 Lkw-Fahrten pro Jahr leisten. „Bis er weltweit eingesetzt werden kann, wird noch einige Zeit vergehen. Aber auf kurze Distanzen wie hier wird die Batterie noch wichtiger.“ Allerdings wird es noch einige Jahre dauern, bis die Batterien ausreichen, um von Europa nach Amerika zu fahren. „Batterieantriebe werden auf immer mehr Binnenschiffen zu sehen sein“, ist sich Vifang sicher. Die Testphase von Yara Berkland könnte bestenfalls der Startschuss für die zukünftige Schifffahrt sein.

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