Der EU-Sonderbericht schlägt Alarm: Viele Mängel, kaum Wirksamkeit bei Frontex

Der Bericht über die Europäische Union schlägt Alarm
Viele Mängel, kaum Wirksamkeit bei Frontex

Seit der Flüchtlingskrise arbeitet die Europäische Union daran, den gemeinsamen Grenzschutz zu verbessern. Laut einem Bericht des State Audit Bureau ist das Personal von Frontex jedoch kaum effektiv. Es leidet unter regulatorischen Mängeln, hausgemachten Skandalen und mangelnder Unterstützung durch die Mitgliedstaaten.

Laut Experten des Europäischen Rechnungshofs hat die europäische Grenzschutzbehörde Frontex noch nicht den erwarteten Beitrag zur Bekämpfung der illegalen Einwanderung und der grenzüberschreitenden Kriminalität geleistet. Laut einem heute Nachmittag veröffentlichten Sonderbericht sei die Unterstützung der Nationalstaaten in diesen Bereichen „nicht effektiv genug“. Dementsprechend konnte sich die seit der Flüchtlingskrise 2015/2016 stark ausgebaute Agentur kein vollständiges und aktuelles Bild von der Lage an den Außengrenzen der Europäischen Union machen. Dem Bericht zufolge gebe es nach gemeinsamen Einsätzen mit Grenzschutzeinheiten der Mitgliedstaaten auch keine fundierte Einschätzung.

Als Ursache für die Mängel werden Versäumnisse bei Frontex selbst, aber auch seitens der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union genannt. Experten bemängeln, dass beispielsweise Frontex in der Personalplanung nicht die notwendigen Maßnahmen getroffen hat, um die Organisation so anzupassen, dass die Delegation durchgeführt werden kann. Der Chef der Behörde, Klaus-Heiner Lehn, sprach in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung von einem „anhängigen Fall“ organisatorischer Impotenz.

Gleichzeitig wird kritisiert, dass einige Mitgliedstaaten nicht die für die Funktionsfähigkeit von Frontex erforderlichen Informationen oder unvollständige und minimale Daten bereitgestellt haben. Im Bereich der grenzüberschreitenden Kriminalität fehle ein angemessener Rahmen für den notwendigen Informationsaustausch, schreiben die Prüfer.

Frontex ist nicht für neue Missionen gerüstet

Die Defizite werden auch deshalb als problematisch angesehen, weil Frontex in den kommenden Jahren deutlich wachsen und zusätzliche Aufgaben übernehmen soll. Die Pläne sehen eine schrittweise Erhöhung der Zahl der Grenzschutzbeamten von etwa 1.500 auf 10.000 Grenzschutzbeamte bis 2027 vor. Die von Frontex eingesetzten Einsatzkräfte sollen dann beispielsweise mit Zustimmung des jeweiligen Gastlandes Grenzkontrollaufgaben wahrnehmen können.

Frontex wurde 2004 von der Europäischen Union gegründet und nach der 2015 einsetzenden Flüchtlingskrise zur Europäischen Agentur für die Grenz- und Küstenwache ausgebaut. Der eigentliche Grenzschutz liegt weiterhin in der Verantwortung der Mitgliedstaaten, die Agentur soll aber die gemeinsame Verwaltung Außengrenzen und wirksame Unterstützung der Grenzschutzeinheiten, ggf. national.

Statt eines deutlichen Fortschritts gab es zuletzt eine grundsätzliche Kritik an der Arbeit der Frontex-Module. Dabei geht es unter anderem um die mögliche rechtswidrige Zurückweisung von Schutzsuchenden an den Außengrenzen der Europäischen Union. Laut Medienberichten haben griechische Grenzschutzbeamte mehrmals Boote mit Migranten illegal in die Türkei zurückgefahren. Es heißt, Frontex-Beamte seien in der Nähe gewesen und hätten ihn nicht aufgehalten. Mehrere Agenturen in der Europäischen Union untersuchen die Vorwürfe. Frontex-Präsident Fabrice Legere hat noch nichts an seiner Autorität gesehen.

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